Wer hätte gedacht, dass sich in einem
Monat nochmals so viel verändern kann. Offiziell sollte ich
eigentlich morgen meinen Rückflug nach Deutschland antreten, bin
aber unglaublich froh, dass ich mich dazu entschieden habe, noch
einen Monat länger in Tansania zu bleiben und somit nun noch vier
Wochen Zeit zu haben.
Anfang des Monats sind unsere
Nachfolger hier in Dar es Salaam angekommen, die es galt einen Monat
lang an die Hand zu nehmen und ihnen schließlich unsere
Arbeitsstellen sowie unsere Wohnung zu übergeben. Ich wurde
unwillkürlich an mein Ankommen in Dar es Salaam, vor genau einem
Jahr erinnert. Du betrittst zum ersten Mal tansanischen Boden, dir
schlägt eine Hitzefront entgegen, ein anderer und fremder Geruch
liegt in der Luft, die Menschen um dich herum sehen anders aus, als
du es gewöhnt bist. An all diese ersten Eindrücke wurde ich in
diesem Moment erinnert, in dem unsere Nachfolger die Empfangshalle
des Flughafens betraten. Was mir dabei unwillkürlich aufgefallen
ist, ist die Tatsache, dass mir auch bei 30 Grad eigentlich gar nicht
mehr so warm ist, ich den fremden Geruch nicht mehr wahrnehme und die
Menschen um mich herum genauso aussehen wie immer.
Wir haben also die nächsten zwei
Wochen damit verbracht unseren Nachfolgern Leonie, Cornelius und Rika
die Stadt Dar es Salaam zu zeigen, ihre zukünftigen Arbeitsstellen
zu besuchen, mit ihnen ein bisschen Kiswahili zu lernen und ihnen
über normale Anfangsschwierigkeiten hinwegzuhelfen. Da meiner
Mitbewohnerin Lotta und mir von unseren Nachfolgern vor einem Jahr
genauso geholfen wurde, war ich froh, nun nach einem Jahr etwas
zurückgeben zu können. Am Anfang ist hier einfach alles erstmal
schwierig, anstrengend und fremd. Alltägliche Situationen wie zum
Beispiel Einkaufen gehen, Menschen auf der Straße grüßen oder mit
dem Bus fahren, werden zu täglichen Aufgaben die man sich stellt und
die es gilt zu bewältigen. Von daher war ich letztes Jahr froh
jemanden bei mir zu haben, der die Sprache spricht, sich in Dar es
Salaam auskennt und der dir etwas zur Seite stehen kann. Alle, die
schon mal in ein anderes Land gereist sind und dort vielleicht auch
länger Zeit verbracht haben, können nachvollziehen, dass Fremd-Sein
ein Zustand der Daueranstrengung sein kann. Umso schöner ist das
Gefühl auf ein Mal zu bemerken, dass man sich nicht mehr fremd
sondern zu Hause fühlt. Aber um dieses Gefühl zu erreichen, bracht
es eben seine Zeit.
Nach zwei Wochen haben unsere
Nachfolger schließlich angefangen zu arbeiten, wobei Cornelius meine
Arbeitsstelle im TSE übernehmen wird. Lotta und ich sind daraufhin
umgezogen und wohnen nun in Temeke, einem südlichen Stadtteil von
Dar es Salaam. Cornelius und Leonie haben unsere Wohnung übernommen.
Ich habe meine Arbeit im TSE zwar nun
offiziell beendet, bin aber trotzdem noch häufig dort. Im letzten
Monat ist auch nochmal einiges passiert. Ich habe meinen
Englischunterricht mit meinen beiden Einzelschülerinnen beendet und
habe eine Schülerin an Cornelius übergeben, der sie nun weiterhin
unterrichten wird. Die Proben für mein Theaterstück wurden beendet
und ich bin mit dem Stück sehr zufrieden. Anlässlich des 5-jährigen
Geburtstags des TSE im September wird eine große Feiern
veranstaltet, zu der das Stück dann aufgeführt wird. Außerdem ist
ein Vorbereitungsseminar für die Tansanier in Planung, die im
Oktober nach Deutschland reisen.
Das größte Ereignis war jedoch meine
Abschiedsparty und die Willkommensparty für Cornelius, die gestern
im TSE stattgefunden hat. Es sollte ein großes Essen geben, es
wurden 130 Leute eingeladen, und es gab ein großes Tanz- und
Theaterprogramm.
Gesagt, getan. Meine Arbeitskollegin
Aisha und ich sind morgens um 5:00 Uhr aufgestanden und haben sieben
Stunden damit zugebracht Sambusa zu kochen. Sambusa ( im engl.
Samosa) sind Teigtaschen, die frittiert werden und deren Füllung
wahlweise aus Kartoffeln, Gemüse oder Fleisch besteht. Die
Vorbereitung und das Herstellen dauert sehr lange. Ich saß also um
5:00 Uhr morgens mit einem Berg von 4 Kilo Kartoffeln vor mir. Nach
zwei Stunden Kartoffeln schälen mit einem stumpfen Messer, hatte ich
unsere Idee für 130 Leute Sambusa zu kochen langsam angezweifelt. Es
gab dann aber kein Zurück mehr. Die Kartoffeln wurden zu Ende
geschält und danach wurde der Teig hergestellt. Man rollte zuerst
Teig zu einzelnen kleinen, dünnen Fladen aus. Danach werden 10
solcher Fladen übereinander gelegt, wobei sie vorher mit viel Öl
bestrichen werden, damit sie nicht zusammenkleben. Die
zusammengelegten Fladen werden dann nochmal mit einen Holz ausgerollt
und schließlich in vier Viertel geschnitten und so frittiert.
Nachdem frittierten kannst du die einzelnen Fladen vorsichtig
auseinander ziehen und hast ganz dünne Teigstücke. Diese einzelnen
Teigstücke füllte man dann mit Kartoffeln und Zwiebeln rollt sich
zusammen und frittiert sie nochmal. Fertig ist der Sambusa. Dieser
ganze Vorgang dauert sehr lange und ich finde es erstaunlich, dass
ein Sambusa an der Straße dann doch nur für 100 Shl also 5 Cent
verkauft wird.
Nach dem Kochen sind Aisha und ich ins
TSE gegangen, wo alle Schüler eine total schöne Bühne aufgebaut
haben, alles geschmückt haben und schon einige Gäste da waren.
Jeder Gast hat Essen und eine Soda bekommen und die Kinder haben
angefangen Lieder sowie eigene Tanz- und Theaterstücke zu
präsentieren. Unter anderem auch ein Theaterstück von Aisha, was
sie extra für diesen Tag mit den Kindern für mich einstudiert
haben. Außerdem waren noch zwei befreundetet Künstlergruppen vom
TSE dabei, die Akrobatik und Tanz aufgeführt haben. Da ich bei der
Tanzgruppe einige Mal bei Training mit dabei war, habe ich kurzerhand
einfach mitgetanzt was unglaublich Spaß gemacht hat. Am Ende habe
ich noch ein Geschenk bekommen und meiner Zertifikat, dass ich ein
Jahr lang im TSE gearbeitet habe.
Es war ein unglaublich schöner
Nachmittag, aber auch ein sehr unwirkliches Erlebnis, sodass ich es
eigentlich noch gar nicht richtig erfassen konnte. Meine Arbeit im
TSE ist nach einem Jahr nun vorbei und alle haben mich verabschiedet,
obwohl ich ja nun noch vier Wochen hier bin. Das hat mich traurig
gemacht und mir wurde bewusst, dass meine Zeit hier in Tasania nun
wirklich ihrem Ende entgegen geht. Es gab aber auch unglaublich viele
Momente an diesem Nachmittag, an denen ich einfach nur glücklich war
und in denen mir bewusst wurde, wie richtig meine Entscheidung war
für ein Jahr lang nach Tansania zu gehen und diese unglaublich
vielen wertvollen Erfahrungen hier zu machen.
P.S. Fotos kommen ganz bald.