Es ist Ende Februar und
ich lebe nun seit fast 7 Monaten hier in Dar es Salaam,Tansania.
Was
ist im Februar alles passiert? Der Monat fing erst einmal etwas
schleppend an,da ich krank geworden bin. Ich habe das bekommen,was ich
unter allen Umständen vermeiden wollte: Husten. Es gibt viele Menschen,
die hier Husten haben, der sich dann mit der Zeit immer weiter
verschleppt und sie ihn nicht mehr loswerden. Gerade bei vielen kleinen
Kindern im TSE. Das liegt einerseits an der starken Luftverschmutzung in
der Stadt und daran,dass es hier keine Mülleimer und Müllabfuhr gibt,
sodass die Menschen ihren Müll auf der Straße verbrennen, wodurch
giftige Gase entstehen. Trotz guter Vorhaben, habe ich mich nicht
richtig auskuriert und bin zwei Tage später wieder zur Arbeit gegangen.
Das Resultat des ganzen war,dass ich eine Woche später schon wieder
krank war. Zu meinem Husten ist noch eine Nasennebenhöhlen Entzündung
hinzugekommen. Danach habe ich dann doch die Vernunft walten lassen und
habe mich vier Tage in unserem Haus verbarrikadiert. Schließlich bin ich
dann auch nach vier Tagen völliger Isolation endlich wieder gesund
geworden.
So
nun aber zu den schönen Momenten des Monats. Ich habe in einem
tansanischen Film mitgespielt,die Arbeit macht Spaß und ich habe ein
Musikfestival auf der Insel Sansibar besucht.
Mein
Kollege Oliver hat mich vor einigen Wochen gefragt,ob ich Lust hätte
eine kleine Nebenrolle in einem Film mitzuspielen, da sein Freund
Regisseur ist und noch eine Schauspielerin sucht. Ich habe natürlich
sofort zugesagt und war gespannt,was mich erwarten würde. Wir sind
schließlich zusammen in die Innenstadt gefahren, wo uns ein Filmteam
erwartet hat. Meine Aufgabe war es,mit einem Auto auf einen Parkplatz zu
fahren und dann auszusteigen. Ich sollte über den Parkplatz gehen und
dabei „zufällig“ eine blinde Frau umrennen. Die Blinde, die es natürlich
nur gespielt hat, ist dann unter theatralischen Schreien zu Boden
gefallen, und ich habe meine Tasche von mir geschmissen um ihr zu
helfen. Während ich der Frau aufhelfe,kommt unbemerkt ein Dieb von
Hinten angeschlichen und klaut mir meine Tasche , was ich jedoch erst
bemerkt, als die Blinde schon wieder putzmunter ihres Weges geht. Ende
der Szene. Trotz des wirklich schlechten Skripts hat es Spaß gemacht
mitzuspielen. Da wir direkt in der Innenstadt gedreht haben, stand in
kürzester Zeit eine riesige Menschenmenge um uns herum, die interessiert
zugeschaut haben. Als mir dann beim Aufmachen der Autotür auch noch der
Türgriff abgebrochen ist, ist die Menge auch noch in schallendes Lachen
ausgebrochen. Auf jeden Fall hat sich der Nachmittag gelohnt und ich
hoffe,dass ich eine fertige DvD erhalten werde.
Außerdem
war ich letztes Wochenende auf dem „Sauti za Busara“ Festival auf
Sansibar. „Sauti za Busara“ bedeutet „Sounds of Wisdome“. Ein
wunderschönes Wochenende.Ich bin am Freitagabend mit der Fähre auf
Sansibar angekommen und wurde von meiner Mitbewohnerin Lotta und ihrer
Mutter, die gerade zu Besuch ist,abgeholt,da sie schon einen Tag früher
angekommen sind. Ich habe dann schnell meine Sachen abgeladen und bin
mit den anderen auf das Festivalgelände gegangen, was in einem alten
Amphitheater mit angeschlossener Wiese gelegen war. Dort gab es viele
kleine Stände und eine Bühne auf der Musiker aus allen afrikanischen
Ländern aufgetreten sind. Am schönsten war jedoch der Nachtmark, der
direkt am Strand lag. Ein Markt, der abends seine Stände eröffnet hat
und man dort alle möglichen leckeren Sachen essen konnte. Von frischem
Obst, über Fladenbrot, Fisch, Pizza u.s.w. Außerdem wurde dort in einer
großen Presse Zuckerrohrsaft hergestellt, den man dann mit Ingwer und
Zitrone trinken konnte.Wer schon mal auf der Fusion war,kann sich das
Festival ungefähr so vorstellen, bloß eben viel kleiner und direkt am
Meer. Da das Festivalprogramm jeden Tag erst um 17 Uhr anfing, haben
Lotta, ihr Mutter und ich am Samstag einen Ausflug zur „Prison Island“
gemacht. Eine winzige Insel, 30 Minuten von Sansibar entfernt, die
ausschließlich aus weißem Sandstrand, blauem Meer und einer alten
Gefängnisruine besteht. Es war wirklich ein wunderschönes Wochenende,was
mich einmal kurz aus dem Arbeits- und Alltagstrott (ja das gibt es hier
auch!) in Dar es Salaam raus geholt hat.
Auch
bei der Arbeit gibt es im Moment viel zu tun,sodass meine Arbeitstage
meistens nicht vor 10 oder 11 Stunden enden. Meine Englischstunden
werden immer voller,sodass ich allerhand zu tun habe. Ich unterrichte
nun eine Einzelschülerin morgens und zwei unterschiedliche Gruppen
nachmittags. Außerdem unterrichte ich zur Zeit auch ohne die tansanische
Lehrerin Theaterunterricht. Wir bereiten das Projekt des Hamburger
Theaterregisseurs Michael Leye vor, der im März mit den Kindern des TSE
ein Projekt zu dem Thema „Zu Hause“ beginnen möchte. Außerdem beginne
ich im Moment mit der Ideensammlung für mein eigenes Theaterprojekt, was
dann als eine Art Musical aufgeführt werden soll, zu dem dann andere
Jugendzentren hier in der Umgebung eingeladen werden können. Ich
überlege, ob ich mit den Kindern ein Geschichte von Henning Mankell
nachspiele, aber diese Idee steht noch nicht ganz fest.Und auch sonst
gibt es im TSE den üblichen Trubel. Büroarbeiten werden erledigt,es wird
sauber gemacht, Kinderstreits werden geschlichtet,Getränke verkauf,
Rechnungen ausgestellt und beglichen u.s.w. Langweilig wird mir hier auf
jeden Fall nicht!
Insgesamt
kann ich sagen,dass mir hier weiterhin wirklich gut geht und ich mich
sehr wohl fühle. Deutschland wirkt, vielleicht auch durch den momentanen
Temperaturunterschied von ca. 40 Grad, unglaublich weit weg. Trotz
dessen,dass ich hier noch 6 Monate wohnen werde, ist mir bewusst,dass
über die Hälfte meiner Zeit hier in Tansania nun auch schon vorbei ist.
Da gibt es schon Momente, in denen es mir in den Fingern kibbelt und ich
merke,dass mir gar nicht mehr so unbegrenzt viel Zeit für Ideen und
Projekte bleibt wie am Anfang. Das vorher so unendlich lang erscheinende
Freiwilligenjahr neigt sich nicht dem Ende zu, aber das Ende wird
greifbarer und realistischer. Es gibt Momente, in denen ich manches aus
Deutschland vermisse. Viele liebe Menschen, das abwechslungsreiche Essen
und manchmal auch das Gefühl des wirklichen „zu Hause Seins“. Vieles in
Deutschland ist mir nun aber auch schon sehr fremd. Das kalte Wetter,
der Überfluss von so Vielem, das viele Geld,die Tatsache,dass das Leben
eher im Haus als auf der Straße stattfindet und das man als Gast oder
Fremder viel weniger willkommen ist als hier in Tansania.
So viel erstmal zum letzten Monat. Ich werde euch dann bald wieder mit Nachrichten von meiner Geburtstagsfeier, die morgen stattfindet, und meinem Tag 100 im TSE auf dem Laufenden halten.
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