„ Muda unaenda“ auf deutsch „die
Zeit geht“
diesem etwas pessimistischem Ausblick
sollte man vielleicht einfach „Nipo kwanza“ entgegensetzen „Ich
bin erstmal“. Ich versuche der schwindenden Zeit nicht mit
Panik, sondern mit meditativer Ruhe zu begegnen. „Ich bin erstmal“.
Was ist bei diesem „Sein“ alles passiert? Im Mai habe ich das
erste Mal Besuch aus Deutschland bekommen. Diese Zeit war in
vielerlei Hinsicht sehr spannend und mir wurde gerade durch den Blick
eines Deutschen auf mein jetziges Leben hier in Tansania bewusst, wie
viele Dinge sich verändert haben. Mir sind auf einmal selber ganz
viele Dinge aufgefallen, die ich hier mit der Zeit ganz
selbstverständlich übernommen habe. Nehmen wir beispielsweise den
wichtigen Aspekt des Wartens hier in Tansania. Warten ist ein großer
Lebensbestandteil der Bevölkerung. Man wartet auf alles, man
lässt jedoch auch auf sich selber warten. Denn Zeit haben hier alle.
Man steht drei Stunden im Stau, wartet eine Stunde beim verabredeten
Treffpunkt auf seine Freunde, der Lehrer fängt eine halbe Stunde später mit
dem Unterricht an und der Handwerker wird statt nach 3 Tagen erst
nach 3 Wochen mit seiner Arbeit fertig. Warten ist außerdem die
erste Strategie zur Problemlösung. Gibt es Schwierigkeiten oder
Stress, hilft es meist erstmal ein bisschen abzuwarten. Häufig lösen
sich viele Probleme dann von alleine. Der Händler,der dir seine Ware
für 10.000 Shl verkaufen wollte, senkt den Preis nach einiger Zeit
doch noch. Nach einiger Zeit des Wartens löst sich auch der
größte Stau Dar es Salaams irgendwann auf und wenn man etwas Geduld
zeigt, kommen die Freunde doch irgendwann beim Treffpunkt an. Diese
Mentalität übernimmt man hier ganz automatisch und mir ist es erst
durch meinen deutschen Besuch wieder richtig bewusst geworden.
Ansonsten war der Monat auf der einen
Seite geprägt durch schöne freie Zeit, die ich wieder einmal zum
Reisen genutzt habe. Andererseits war es aber auch eine sehr
arbeitsintensive Zeit. Meine freie Zeit habe ich mich in die
Touristenhochburg Arusha gewagt, eine Stadt, die im Norden Tansanias
liegt. Der angekündigte Trubel blieb jedoch aus, da wir nicht
während der Hauptferienzeiten dort waren. Die Stadt war schön und
wir haben die Zeit für eine Wanderung durch die anliegenden Dörfer
Arushas genutzt. Nach einigen Zeiten ging es dann weiter nach Moshi
einer schönen kleinen Stadt nicht weit von Arusha entfernt. Wieder
ging es auf Wanderschaft, wobei wir viel über die Kultur der
anliegenden Dörfer gelernt haben. Nebenbei haben wir die traumhaft
schöne Natur um uns herum genossen. Zum Abschluss ging es nach
Tanga. Eine Stadt an der Ostküste von Tansania. Die Stadt habe ich
sofort ins Herz geschlossen. Das Stadtbild ist sehr durch seinen
muslimischen Einfluss geprägt, sodass wir jeden Abend mit den
Gesängen des Muezzin aufgewacht und abends wieder eingeschlafen
sind.
Die andere Hälfte des Monats war
durch Arbeiten geprägt. Ich hatte Ende des Monats eine siebentägige
Arbeitswoche, die morgens um 9 Uhr begann und abends um 19 Uhr
aufhörte. Die Arbeit macht mir trotz dessen sehr viel Spaß. Mein
Englischunterricht geht voran. Außerdem wurde nun mit den
Theaterproben von einem selbstgeschriebenem Skript von mir begonnen.
Es soll im August zur Aufführung kommen.
Nun beginnt ein neuer Monat. Der
nächste Besuch ist schon angekommen: meine Eltern werden mich hier
in Tansania einen Monat begleiten. Zu diesem neuen Abenteuer dann
Neuigkeiten im Monat Juni.
Viele liebe Grüße aus Dar es Salaam,
Tansania.
Eure Paula
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