Freitag, 1. März 2013

Hilfe es ist Halbzeit!!

 Es ist Ende Februar und ich lebe nun seit fast 7 Monaten hier in Dar es Salaam,Tansania.
Was ist im Februar alles passiert? Der Monat fing erst einmal etwas schleppend an,da ich krank geworden bin. Ich habe das bekommen,was ich unter allen Umständen vermeiden wollte: Husten. Es gibt viele Menschen, die hier Husten haben, der sich dann mit der Zeit immer weiter verschleppt und sie ihn nicht mehr loswerden. Gerade bei vielen kleinen Kindern im TSE. Das liegt einerseits an der starken Luftverschmutzung in der Stadt und daran,dass es hier keine Mülleimer und Müllabfuhr gibt, sodass die Menschen ihren Müll auf der Straße verbrennen, wodurch giftige Gase entstehen. Trotz guter Vorhaben, habe ich mich nicht richtig auskuriert und bin zwei Tage später wieder zur Arbeit gegangen. Das Resultat des ganzen war,dass ich eine Woche später schon wieder krank war. Zu meinem Husten ist noch eine Nasennebenhöhlen Entzündung hinzugekommen. Danach habe ich dann doch die Vernunft walten lassen und habe mich vier Tage in unserem Haus verbarrikadiert. Schließlich bin ich dann auch nach vier Tagen völliger Isolation endlich wieder gesund geworden.
So nun aber zu den schönen Momenten des Monats. Ich habe in einem tansanischen Film mitgespielt,die Arbeit macht Spaß und ich habe ein Musikfestival auf der Insel Sansibar besucht.
Mein Kollege Oliver hat mich vor einigen Wochen gefragt,ob ich Lust hätte eine kleine Nebenrolle in einem Film mitzuspielen, da sein Freund Regisseur ist und noch eine Schauspielerin sucht. Ich habe natürlich sofort zugesagt und war gespannt,was mich erwarten würde. Wir sind schließlich zusammen in die Innenstadt gefahren, wo uns ein Filmteam erwartet hat. Meine Aufgabe war es,mit einem Auto auf einen Parkplatz zu fahren und dann auszusteigen. Ich sollte über den Parkplatz gehen und dabei „zufällig“ eine blinde Frau umrennen. Die Blinde, die es natürlich nur gespielt hat, ist dann unter theatralischen Schreien zu Boden gefallen, und ich habe meine Tasche von mir geschmissen um ihr zu helfen. Während ich der Frau aufhelfe,kommt unbemerkt ein Dieb von Hinten angeschlichen und klaut mir meine Tasche , was ich jedoch erst bemerkt, als die Blinde schon wieder putzmunter ihres Weges geht. Ende der Szene. Trotz des wirklich schlechten Skripts hat es Spaß gemacht mitzuspielen. Da wir direkt in der Innenstadt gedreht haben, stand in kürzester Zeit eine riesige Menschenmenge um uns herum, die interessiert zugeschaut haben. Als mir dann beim Aufmachen der Autotür auch noch der Türgriff abgebrochen ist, ist die Menge auch noch in schallendes Lachen ausgebrochen. Auf jeden Fall hat sich der Nachmittag gelohnt und ich hoffe,dass ich eine fertige DvD erhalten werde.
Außerdem war ich letztes Wochenende auf dem „Sauti za Busara“ Festival auf Sansibar. „Sauti za Busara“ bedeutet „Sounds of Wisdome“. Ein wunderschönes Wochenende.Ich bin am Freitagabend mit der Fähre auf Sansibar angekommen und wurde von meiner Mitbewohnerin Lotta und ihrer Mutter, die gerade zu Besuch ist,abgeholt,da sie schon einen Tag früher angekommen sind. Ich habe dann schnell meine Sachen abgeladen und bin mit den anderen auf das Festivalgelände gegangen, was in einem alten Amphitheater mit angeschlossener Wiese gelegen war. Dort gab es viele kleine Stände und eine Bühne auf der Musiker aus allen afrikanischen Ländern aufgetreten sind. Am schönsten war jedoch der Nachtmark, der direkt am Strand lag. Ein Markt, der abends seine Stände eröffnet hat und man dort alle möglichen leckeren Sachen essen konnte. Von frischem Obst, über Fladenbrot, Fisch, Pizza u.s.w. Außerdem wurde dort in einer großen Presse Zuckerrohrsaft hergestellt, den man dann mit Ingwer und Zitrone trinken konnte.Wer schon mal auf der Fusion war,kann sich das Festival ungefähr so vorstellen, bloß eben viel kleiner und direkt am Meer. Da das Festivalprogramm jeden Tag erst um 17 Uhr anfing, haben Lotta, ihr Mutter und ich am Samstag einen Ausflug zur „Prison Island“ gemacht. Eine winzige Insel, 30 Minuten von Sansibar entfernt, die ausschließlich aus weißem Sandstrand, blauem Meer und einer alten Gefängnisruine besteht. Es war wirklich ein wunderschönes Wochenende,was mich einmal kurz aus dem Arbeits- und Alltagstrott (ja das gibt es hier auch!) in Dar es Salaam raus geholt hat.
Auch bei der Arbeit gibt es im Moment viel zu tun,sodass meine Arbeitstage meistens nicht vor 10 oder 11 Stunden enden. Meine Englischstunden werden immer voller,sodass ich allerhand zu tun habe. Ich unterrichte nun eine Einzelschülerin morgens und zwei unterschiedliche Gruppen nachmittags. Außerdem unterrichte ich zur Zeit auch ohne die tansanische Lehrerin Theaterunterricht. Wir bereiten das Projekt des Hamburger Theaterregisseurs Michael Leye vor, der im März mit den Kindern des TSE ein Projekt zu dem Thema „Zu Hause“ beginnen möchte. Außerdem beginne ich im Moment mit der Ideensammlung für mein eigenes Theaterprojekt, was dann als eine Art Musical aufgeführt werden soll, zu dem dann andere Jugendzentren hier in der Umgebung eingeladen werden können. Ich überlege, ob ich mit den Kindern ein Geschichte von Henning Mankell nachspiele, aber diese Idee steht noch nicht ganz fest.Und auch sonst gibt es im TSE den üblichen Trubel. Büroarbeiten werden erledigt,es wird sauber gemacht, Kinderstreits werden geschlichtet,Getränke verkauf, Rechnungen ausgestellt und beglichen u.s.w. Langweilig wird mir hier auf jeden Fall nicht!




Insgesamt kann ich sagen,dass mir hier weiterhin wirklich gut geht und ich mich sehr wohl fühle. Deutschland wirkt, vielleicht auch durch den momentanen Temperaturunterschied von ca. 40 Grad, unglaublich weit weg. Trotz dessen,dass ich hier noch 6 Monate wohnen werde, ist mir bewusst,dass über die Hälfte meiner Zeit hier in Tansania nun auch schon vorbei ist. Da gibt es schon Momente, in denen es mir in den Fingern kibbelt und ich merke,dass mir gar nicht mehr so unbegrenzt viel Zeit für Ideen und Projekte bleibt wie am Anfang. Das vorher so unendlich lang erscheinende Freiwilligenjahr neigt sich nicht dem Ende zu, aber das Ende wird greifbarer und realistischer. Es gibt Momente, in denen ich manches aus Deutschland vermisse. Viele liebe Menschen, das abwechslungsreiche Essen und manchmal auch das Gefühl des wirklichen „zu Hause Seins“. Vieles in Deutschland ist mir nun aber auch schon sehr fremd. Das kalte Wetter, der Überfluss von so Vielem, das viele Geld,die Tatsache,dass das Leben eher im Haus als auf der Straße stattfindet und das man als Gast oder Fremder viel weniger willkommen ist als hier in Tansania. 
So viel erstmal zum letzten Monat. Ich werde euch dann bald wieder mit Nachrichten von meiner Geburtstagsfeier, die morgen stattfindet, und meinem Tag 100 im TSE auf dem Laufenden halten.

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